OnlyFans – “Moderner Feminismus” oder Gefahr für Frauen?
Bei OnlyFans geht es nicht um den Pornokonsum, den man mit zwei Klicks auf entsprechenden Seiten hat.
Es geht vielmehr darum, dass die Fans in Kontakt treten wollen, ein Austausch findet statt und man bekommt sozusagen eine “Blick hinter die Kulissen”.
Wenn man erotischen Content verkauft, ist es natürlich fraglich, ob das etwas mit Feminismus zu tun haben kann.
Vorteil als Creator:in ist, dass alle Bild- und Videorechte bei einem selbst liegen. Man ist sein eigener Chef, kann sich die “Arbeitszeiten” einteilen, niemand gibt vor, was man machen muss. Man zieht seine eigenen Grenzen! Auch das wohl überwiegend positive Feedback zu sich und seinem Körper oder anderem Content (sonst würden die Fans ja nicht abonnieren) ist ja ein durchaus positiver Punkt auf der Vorteil-Seite. Man muss nicht perfekt und auf Hochglanz poliert sein, um anderen zu gefallen. Mag oberflächlich sein, aber shitstorm und mobbinggefahr ist realtiv gering. Und das gibt natürlich ein gutes Gefühl. Ein wichtiger Faktor ist also die Entscheidungsgewalt. Wie eigenmächtig kann man über Inhalte entschieden? Im Vergleich zur Pornoindustrie scheint OnlyFans wirklich eine Befreiung von diesen Strukturen zu sein.
Das ist durchaus eine neue Möglichkeit zur Selbstermächtigung. Eine finanzielle Abhängigkeit besteht nicht, wenn man eigenständig (viel) Geld verdient.
Ob es jetzt feministisch ist, sei dahingestellt. Aber auch in anderen Bereichen (beispielsweise bei Büchern über Feminismus) wird Geld dafür bezahlt. Letztendlich “verkauft” man bei jeder Arbeit etwas.
Die meisten Creator:innen handeln nicht aus der Not heraus, sie tun das, weil sie es möchten.
Eine Gefahr kann dann allerdings eine Art „Abhängigkeit“ von den Fans sein.
Grade durch den persönlichen und intimen Kontakt. Es wird eine Bindung aufgebaut, die natürlich auch negative Seiten haben kann. Welche Fanwünsche erfüllt man, welche nicht?
Fans können auch indirekten Druck ausüben über ihre Bereitschaft zu zahlen. Hardcorefans können sich unter Umständen in Phantasien hineinsteigern, einen online regelrecht belästigen. Unter Umständen gibt man sogar unwissentlich zu viel Informationen von sich preis und hat auf einmal einen echten Stalker vor der Tür.
Unseriöse Agenturen können dann doch den Platz der „Ausbeuter und Bestimmer“ einnehmen.
Hier gilt es also ein gesundes Selbstbewusstsein zu haben und sich treu zu bleiben. Hier braucht man die Stärke, sich abgrenzen zu können und auch mal “Nein” zu sagen. Ohne dass der Verlust von Fans (im ungünstigsten Fall) als persönliche Niederlage oder gar Scheitern gesehen wird.
Man hat auch die Möglichkeit, sich Unterstützung zu holen (Agentur, Freunde, Partner) um nicht in diese Spirale zu rutschen. Eine Art backup für professionelles Handeln im Rahmen des eigenen Willens und der Möglichkeiten.
Grundsätzlich ist OnlyFans sicher eine gute und einfache Art, selbstbestimmt und eigenmächtig Geld zu verdienen wenn man sich der Gefahren bewusst ist.
Und das ist dann doch im Sinne von Feminismus 😉
Foto: www.mia-sofie.com